Donnerstag, 6. August 2009

Der wundersame «iPod Effekt»

Wer eine neue Software entwickeln will, wünscht sich, dass die Benutzeroberfläche modern wirkt und visuell attraktiv ist. Oft wird dann vom «iPod-Effekt» gesprochen. Die Erfolge des iPods und des iPhones sind faszinierend. Beide Produkte wurden in Märkten platziert, in er es schon viele durchaus attraktive Konkurrenten gab. (Auch wenn man sich heute kaum noch daran erinnert: Es gab vor dem iPod schon viele andere MP3-Player und es gab lange vor iTunes schon viele vergleichbare Softwareprodukte.) Trotzdem gelang es beiden Geräten eine herausragende, im Falle des iPods sogar eine fast monopolartige, Stellung zu erreichen. Von diesem Erfolg möchte sich natürlich jeder gerne eine Scheibe abschneiden. Auf welchen Faktoren beruht also der «iPod-Effekt»?

Integration

Apple starte die Entwicklung mit der Lancierung von iTunes auf dem Mac. In der PC-Welt gab es schon eine Unzahl von MP3-Programmen wie zum Beispiel WINAMP. Der Mac war zu der Zeit noch ein Nischenmarkt, es gab weniger Programme. Steve Jobs hatte bei seinem Wiedereinsteig bei Apple angekündigt verstärkt attraktive Software zu entwickeln, um diesen Nachteil des Macs auszugleichen. Die erste Version von iTunes war spartanisch ausgestattet: man konnte CDs anhören, man konnte sie rippen und die MP3-Dateien in Listen organisieren und abspielen. Aber Apple hatte etwas gemacht, was sie später wiederholden würden: sie hatten sich auf das Wesentliche konzentriert.

Im nächsten Schritt und sozusagen als Hardware-Erweiterung von iTunes wurde der iPod eingeführt. Es gab zu der Zeit schon viele MP3-Player auf dem Markt. Aber Apple integrierte den iPod perfekt mit iTunes, die Datensynchronisation war auf einmal sehr einfach. Dadurch wurde letztendlich auch das Raubkopieren von Musik uninteressant, denn der Aufwand dafür stand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Interaction Pattern

Der iPod mit seinem Scrollrad führte einen innovativen Bedienparadigma ein, der sofort verstanden wurde. Das iPhone machte eine hochsensitive Touch-Bedienung zum ersten Mal für eine breite Anwenderzahl erlebbar. Auch hier führte Apple neue Bedienparadimen ein. Das vertikale Wischen zum Scollen, das horizontale Scrollen zum Blättern und natürlich das Multi-Touch-Zoomen stärkten die intuitive Benutzbarkeit, statt den Anwender mit Features zu überfordern.

Computer bekamen auf einmal eine neue haptische Qualität, wurden zum ständigen Begleiter.

Um die Konsistenz der Bedienung auch für «Third Party Applications» zu sichern, legte Apple bestimmte Interaction Pattern in seinen Developer Guidelines fest.

Reduce to the … essence

Die Bildschirmgrösse ist bei iPhone Applikationen begrenzt. Dieses Manko wird mit zwei Strategien ausgeglichen. Erstens werden viele Funktionen kontextsensitiv angeboten. Zweites verfügen iPhone Applikationen nur über einen kleinen Satz von Funktionen, diese funktionieren dafür aber um so besser (Usability, Error-Handling). So kam Copy/Paste erst mit dem Release 3.0 auf das iPhone, weil Apple noch keine optimale Umsetzung für diese Funktion gefunden hatte.

Internet Everywhere

Dass das Internet uns immer begleiten soll, lag schon lange in der Luft und es gab viele Studien dazu, Besonders sind mir Designstudien von Nokia in Erinnerung geblieben, die sehr cool und sehr futuristisch aussah. Der schwindelerregende Bieterwettkampf um die UMTS-Lizenzen in vielen Europäischen Ländern nam die kommerziellen Erwartungen an diese Technologie vorweg, ohne dass es ein brauchbares Gerät gab, das diese Erwartungen auch nur ansatzweise einlösen konnte.

Vom iPhone gab es keine Studie, aber als es auf den Markt kam war es cool. Jeder Anwender hatte das Gefühl die Zukunft in der Hand zu haben. Das iPhone löste «Internet everywhere» auf überzeugende Weise ein.

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